Startups in Energy Transition “Reverse Pitch”: Ein persönliches Treffen beim MIA Community Event

Startups und Forschung – gemeinsam für die Energiewende! Unter diesem Motto stand das Mission Innovation Austria Event, das am 30. September 2021 im Klimaschutzministerium in Wien stattgefunden hat. Mehr als 40 Teilnehmer:innen aus der Startup-Szene und der Forschungscommunity waren mit dabei und nutzten die Gelegenheit, sich endlich wieder persönlich auszutauschen und zu vernetzen – natürlich unter strenger Einhaltung alle Corona-Auflagen.

 

Das digitale Energiesystem der Zukunft

Der Umbau des Energiesystems wird getrieben von den großen Trends Dekarbonisierung, Dezentralisierung, Demokratisierung und Digitalisierung. Damit der Ausbau und die Integration von Erneuerbaren Energien, und somit die Erreichung der Klimaziele gelingt, muss das Energiesystem intelligent werden. Und es braucht neue Geschäftsmodelle, die es allen Bürger:innen ermöglichen, an der Energiewende teilzunehmen. Es war keine Überraschung, dass die großen Themen bei dem Event digitale Plattformen und die neuen Energiegemeinschaften waren.

Michael Hübner (Bundesministerium für Klimaschutz) stellte das Konzept des digitalen Energiesystems vor. Das neue Energiesystem des 21. Jahrhunderts ist nicht mehr als rein technisches Stromnetz zu verstehen. Vielmehr unterscheiden wir drei Ebenen, die alle einen Beitrag leisten und optimal zusammenspielen müssen. Ganz unten auf der Ebene 1 ist das Physical Network. Auf dieser Ebene befinden sich die Energienetze und die Infrastruktur. Die Ebene 2 stellt das Digital Network dar. Hier gibt es Enabler und Service-Facilitator. Darüber auf Ebene 3 steht dann das Social Network. Bürger:innen, Konsument:innen, Prosumer, etc. tragen auf dieser Ebene zum Energiesystem bei (siehe folgende Abbildung).

 

Wie erfolgt nun tatsächlich dieser Umbau des Energiesystems und wie unterstützt das Klimaschutzministerium diesen Prozess? Arno Gattinger (Bundesministerium für Klimaschutz) präsentierte die Strategie und die entscheidenden Förderprogramme des Ministeriums. Die Schwerpunkte der FTI-Politik liegen in den Technologiebereichen Energie, Umwelt, Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft. Neben den Forschungsprogrammen „Stadt der Zukunft“ und „FTI-Initiative Kreislaufwirtschaft“ beteiligt sich das Ministerium auch an internationalen Initiativen (u.a. Mission Innovation, ERA-Net). Darüber hinaus bietet die vom Klimaschutzministerium gegründete Mission Innovation Austria Plattform ein Forum für alle Gestalter:innen, die sich austauschen und vernetzen möchten.

Die Akteurslandschaft in der österreichischen Energiewirtschaft wird immer bunter. Neben den etablierten Playern gibt es immer mehr Startups, die mit neuen Technologien, Plattformen und Services die Branche bereichern. Wir brauchen alle Kräfte, damit der Umbau des Energiesystems gelingt. Hemma Bieser (avantsmart) stellte die Landkarte der österreichischen Energiestartups vor. Die Darstellung zeigt gut, dass sich ein Großteil der Startups der Kategorie Digitalisierung des Energiesystems zuordnen lässt. Weitere Vertreter finden sich in den Kategorien Erzeugung, Verteilung, Speicher und Wartung, sowie in der Kategorie E-Mobilität und Laden.

Die folgende Abbildung zeigt die österreichischen Startups, die seit 2010 gegründet wurden und einen Beitrag zur Transformation des Energiesystems leisten.

Eine Broschüre mit detaillierten Informationen zu den Startups können Sie bei uns via E-Mail bestellen.

 

Reverse Pitch – Forscher:innen einmal in der umgekehrten Rolle

Startups sind ja gewohnt zu pitchen. Wer hat seine Geschäftsidee nicht schon dutzende Male vor Investor:innen, Mentor:innen oder einer Jury präsentiert? Die Herausforderung ist immer die gleiche: Wie kann ich in nur wenigen Minuten meine geniale Idee bestmöglich erklären und verkaufen?

Beim Reverse Pitch standen nun sieben Forscherinnen und Forscher vor genau dieser schwierigen Aufgabe. Rückblickend können wir festhalten, dass es allen sehr gut gelungen ist, ihr Forschungsgebiet zu präsentieren.

Das waren die Reverse Pitches:

  • Digitale Plattformen und Geschäftsmodelle für Energiegemeinschaften aus österreichischer und europäischer Sicht (Matthew Clarke, FH Technikum Wien)
  • Modelle und Simulationen für das Energiesystem der Zukunft (Bernadette Fina, Austrian Institute of Technology)
  • Energiewende, aber sicher! Cybersecurity und Privacy für zukünftige Energiesysteme (Dominik Engel, FH Salzburg)
  • Die NutzerIn im Fokus – sozialwissenschaftliche Aspekte der Energiewende (Andrea Werner, FH Technikum Wien)
  • Digitalisierung im Energiesystem (Andrija Goranović, TU Wien)
  • Das Südburgenland als Energie-Innovations-Cluster (Michael Niederkofler, act4.energy)
  • Forschungs- und Partnernetzwerke für Energieinnovation (Radostina Reiter, Green Energy Lab)

 

Interaktiver Workshop im World Cafe Style

Im abschließenden Workshop drehte sich alles um folgende drei Themen: Plattform-Lösungen für Energiesysteme, Geschäftsmodelle und rechtliche Aspekte der Energiegemeinschaften und die Einbindung der Nutzer:innen in Innovationsprozesse.

Energieplattformen sind Teil eines digitalen Energie-Ecosystems. Das Lego-Modell (Quelle: Ludwig Karg, B.A.U.M. Consult) unterteilt das Ecosystem in fünf Layer. Für die unteren Schichten braucht es große, generische Lösungen, die auch einen offenen Zugang bereitstellen sollten. Die oberen Schichten bieten viele Möglichkeiten für innovative Lösungen, die nah an der Kund:in und Nutzer:in sind.

 

Im Workshop diskutierte die erste Gruppe u.a. folgende Fragen:

  • Welche Plattformen gibt es? Wo finde ich Informationen?
  • Macht jetzt jeder seine eigene Plattform?
  • Wie könnten die Plattformen zusammenspielen und sich ergänzen?
  • Welche Ebenen bedienen die Plattformen?
  • Wo gibt es noch Lücken?

Eine Einordnung der eigenen Lösung war nicht immer einfach. Jedoch konnten sich die Startups gut verorten, wie das Ergebnis der Diskussion zeigt.

 

Die zweite Gruppe beschäftigte sich mit Geschäftsmodellen und rechtlichen Aspekte bei der Gründung und dem Betrieb von Energiegemeinschaften. Dabei diskutierten sie folgende Fragen:

  • Was bedeutet das EAG in der Praxis?
  • Welche Studien haben bereits Geschäftsmodelle in Österreich und anderen EU-Ländern untersucht?
  • Was muss noch erforscht und entwickelt werden?
  • Welche Fragen haben Startups zu dem Thema an die Forschung?

 Besonders interessant war in dieser Gruppe der Austausch zwischen den Forscher:innen und den Praktikern, also Startups, die bereits innovative Geschäftsmodelle für Energiegemeinschaften umsetzen.

Die Bürger:in im Zentrum der Energiewende. Das ist nicht nur ein politisches Ziel, sondern in vielen Projekten und Initiativen bereits gelebte Praxis. Die dritte Gruppe hat sich mit dem Thema Zusammenarbeit mit Nutzer:innen und Stakeholdern in Innovationsprozessen befasst. Folgende Fragen wurden diskutiert:

  • Wie kann uns die Sozialwissenschaft dabei helfen, schneller zu lernen, was die Kundin will?
  • Die Menschen im Zentrum der Energiewende. Echt jetzt?
  • Sind die BürgerInnen reif dafür, die Zukunft selber in die Hand zu nehmen und das Energiesystem neu zu bauen?
  • Oder verlassen wir uns lieber auf die großen, internationalen Konzerne, die uns verlässlich versorgen?
  • Wie berücksichtigen wir die Menschen in den Innovationsprozessen?

Mit den beiden Innovationslaboren Act4.Energy und Green Energy Lab wurden in Österreich bereits Innovations-Ökosysteme geschaffen, die Forscher:innen, Unternehmen und Startups die Möglichkeit bieten, mit Kund:innen gemeinsam neue Lösungen zu entwickeln und zu testen.

 

Unser Fazit

„Startups und Forschung – gemeinsam für die Energiewende!“ – m it dem Reverse Pitch ist ein spannendes Format gelungen, das wichtige Akteure für die Energiewende zusammen brachte und einen fundierten Austausch ermöglichte. Endgültige Lösungen wurden noch nicht gefunden. Dafür sind die Herausforderungen zu groß und im Gespräch finden sich immer wieder neue Forschungsfragen, die nun gemeinsam beantwortet werden sollen.

Mit diesem Event wurde wieder ein Dialog gestartet. Wir freuen uns auf die Fortsetzung bei einem der nächsten Mission Innovation Austria Events.

 

Das sagten die Teilnehmer:innen:

„War ein sehr abwechslungsreiches und diverses Event. Danke!“

 „Super. Gerne wieder!“

„Informativ und gute Kontakte!“

„Sehr interessantes Format. Viel Gelegenheit zum Vernetzen und zum Austausch. Gerne das nächste Mal mit Abendprogramm.“

 

Wir bedanken uns herzlich bei allen Forscher:innen, dass sie sich mutig dem Reverse Pitch gestellt haben und bei allen Teilnehmer:innen für die spannenden Diskussionen.

 

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Hemma Bieser, avantsmart, Oktober 2021

Photo by Visual Stories || Micheile on Unsplash